Rezension: NGÜ Psalmen als Hörbuch

NGÜ Psalmen Hörbuch

NGÜ Psalmen Hörbuch

Vor einiger Zeit habe ich mich im Posting über „Bibliolog und Bibelübersetzungen“ positiv zur NGÜ (Neue Genfer Übersetzung) vom Neuen Testament und den Psalmen geäußert.

Dies gilt jedoch nicht für das vor kurzem erschienene Hörbuch zu den Psalmen. Weil mich die Treffsicherheit, Klarheit und die sprachliche (Neu-)Gestaltung der Übersetzung der NGÜ sehr angesprochen hat (siehe meine Rezension zur Printausgabe), freute ich mich auf die Psalmen als Hörbuch.

Biblische Texte und Geschichten sind ja erst einmal gesprochene und gehörte Texte bevor sie verschriftet werden. Sie sind auch – aber nicht nur – literarisch gestaltete Texte. Diese Sicht hat sich in den letzten Jahren auch zunehmend in der Psalmenrezeption durchgesetzt. Deshalb ist es sinnvoll, Psalmen als Buch wahrzunehmen und nicht nur als einzelne Gebete. Dazu kann ein Hörbuch hilfreich sein, auch durch die Stimme und den Sprachrhythmus eines anderen Menschen. Man kann Feinheiten wahrnehmen, die einem bei der eigenen Lektüre oder beim eigenen Beten entgehen.

Ich lebe seit langem mit den Psalmen und bin mit den Inhalten deshalb sehr vertraut – wenn auch nicht in der NGÜ-Fassung, aber genau das wollte ich, denn ich erhoffte mir durch das Hören neue Impulse – so wie beim Lesen.

Die Stimme der Sprecherin und die Modulation finde ich angenehm frisch, aber das Lesetempo ist atemberaubend. Es ist mir nicht möglich – trotz Vertrautheit mit den Inhalten – sinnerfassend zuzuhören. Selbst wenn ich in der Buchfassung mitlese – was ja nicht der Sinn eines Hörbuchs ist, bleiben einzelne Wörter und Formulierungen hängen, aber kein Gesamtzusammenhang.

Ich bin irritiert und mache den Test. In bin habe ein schnelles Lesetempo, egal ob laut oder leise. Ich nehme Psalm 19 mit 15 Versen. Doro Wiebe liest den Psalm in 2 Minuten und 2 Sekunden. Ich bin überrascht als ich mit der Schnelllesevariante nach 1 Minute 57 Sekunden fertig bin.

In der zweiten Runde lese ich den Psalm in dem Tempo, in dem ich ihn in einem meiner Bibliolog-Aufbaukurse „Bibliolog mit nicht-narrativen Texten“ lesen würde, bei dem dann die Zuhörenden auf eine Frage reagieren, also den Inhalt auch verstanden haben müssen. Ich komme auf 2 Minuten 47 Sekunden. In der dritten Runde lese ich den Psalm so, wie er in liturgischen Zusammenhängen im christlichen Gottesdienst im Wechsel gesprochen wird und komme auf 3 Minuten 10 Sekunden.

Eine zusätzliche Beeinträchtigung beim Hören ist die blecherne, männliche Stimme, die ansagt, um welchen Psalm es sich handelt.

Einen positiven Effekt gibt es doch: Wenn jemand einen Psalm in der NGÜ-Fassung auswendig lernen will und die CD in den Computer einlegt, ist es möglich diesen über die Wiederholungsfunktion immer wieder zu hören und sich einzuprägen.

Gesamturteil: unerfreulich – eine verpasste Chance