Es war 2007 als ich – leider – erst zwei Wochen vor dem Ende die Ausstellung „Lebensmuster“ in der Potsdamer Nikolaikirche entdeckte. Evangelische und katholische Frauen aus Hameln haben Quilts zu biblischen Frauenfiguren geschaffen, die unglaublich ausdrucksstark sind. Mein erster Gedanke als ich diese Ausstellung sah, war: „Mit diesen Quilts muß man Bibliolog machen“.Ich habe es dann noch zwei Mal geschafft mir die Ausstellung anzusehen. Durch meinen Kontakt zur liberalen jüdischen Gemeinde in Hameln kam es dann zu einem interreligiösen Bibliolog-Abend in den Räumen der jüdischen Gemeinde mit Frau Jäckel und mir. Frau Jäckel hat einen Quilt zu Ruth gezeigt und erklärt, und weil die meisten Gemeindemitglieder in Hameln aus der ehemaligen Sowjetunion zugewandert waren, schlug ich diese Migrationsgeschichte für einen Abend vor. Es war ein sehr bewegender Abend für mich. Die Hälfte der Teilnehmenden war jüdisch und die Hälfte christlich. Ich erinnere mich an eine ältere jüdische Zuwanderin, die sich rege beteiligt hat, worüber sie sehr glücklich war. Nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung sagte sie zu mir: “ Ich sein seit mehr als 10 Jahren hier in Deutschland und in Gemeinde. Ich immer helfen bei Kaffeetrinken. Leute fragen, ob noch wollen Kuchen und Kaffee. Aber ich nie reden wenn Veranstaltung. Ich heute zum ersten Mal reden wenn viele Leute da bei Veranstaltung“. Ich war ganz gerührt. Im Gemeindebrief der jüdischen Gemeinde wurde über diesen Abend berichtet.
2009 sollte die Ausstellung dann beim ökumenischen Kirchentag in München gezeigt werden. Ich nahm Kontakt mit der gastgebenden Gemeinde auf, die sehr interessiert an meinem Vorschlag war, während des Kirchentags zu den Quilts durchzuführen. Leider mußte wegen eines Wasserschadens das Projekt abgeblasen werden.
Vor einigen Monaten entdeckte ich, daß die Ausstellung von 26. Juni bis 13. September 2011 in der Nikolaikirche in Berlin-Spandau gezeigt wird. Sie kann zu den Öffnungszeiten Mo-Do 12-16 Uhr, Fr 12 – 18 Uhr, Sa 11-15 Uhr, Sonntag nach dem Gottesdienst bis 16 Uhr besichtigt werden.
Man darf sich die Ausstellung nun nicht so vorstellen, daß die Quilts wie Bilder nebeneinander hängen. Vielmehr ist jeder Quilt Mittelpunkt einer Installation zu der jeweiligen Frauenfigur. Beim Quilt zu Ruth gab es unterschiedliche Schuhe vom Sportschuh bis zu Damenpumps zu sehen, in die Fragen geschrieben waren wie: Welche Wege gehe ich? Wo wage ich neue Wege? Gestehe ich anderen neue Wege zu? Außerdem gibt es Anregungen für die BesucherINNEN selbst gestaltend tätig zu werden. Ein Ausstellungskatalog zeigt nicht nur die Quilts, sondern erschließt die biblischen Frauenfiguren und zeigt den persönlichen Zugang der Künstlerin auf.
Einen ersten Eindruck von der Ausstellung Lebensmuster bekommt man hier.
Nachtrag 22. Juni: Gestern kam eine Anfrage, ob ich ein oder zwei Bibliolog-Abende im Rahmen der Ausstellung halten würde. Ende August wird es an zwei Montagabenden um 19.00 h Bibliologe geben:
Mo 22. August: Sarah – wider die Resignation
Mo 29. August: Mirjam – mehr als überleben
An diesen beiden Montagen wird die Ausstellung durchgehend von 12.00 h bis 19.00 h zugänglich sein..
Die Nikolaikirche ist in der Havelstrasse 16 / Ecke Reformationsplatz (U 7 Rathaus Spandau)