ein Pessach-Seder mit Bibliolog

ein besonderer Pessach-Seder mit Susan und Peter Pitzele 2008

ein besonderer Pessach-Seder mit Susan und Peter Pitzele 2008

Heute sind die Erinnerungen an einnen Pessach-Seder sehr präsent, den ich vor fünf Jahren erlebt habe. Schon einige Tage vorher war ich nach Hofgeismar gefahren, um an einem Workshop „Bibliolog mit Masken“ mit Peter und Susan Pitzele teilzunehmen.

Direkt an dieses Seminar schloß sich eine große Tagung über „Heilung und Spiritualität“ an. Es gab ganztägige Workshops, an denen unterschiedliche Ansätze vorgestellt wurden. Peter und Susan Pitzele waren eingeladen worden, ihren Bibliotherapy-Ansatz vorzustellen. Bibliotherapy bezieht – im Unterschied zu Bibliolog – Selbsterfahrung in den Gruppenprozeß ein, ist aber im Unterschied zu den meisten Formen des Bibliodramas in Deutschland – näher am biblischen Text. Jede/r Teilnehmende identifiziert sich über einen längeren Prozeß mit einer selbst gewählten biblischen Figur. Dieser Identifikationsprozeß wird über unterschiedliche kreative Zugänge (Masken, Bilder, Schreiben etc.) in der Form von Einzelarbeit angeleitet und gefördert und später in einem Gruppenprozeß zusammengeführt. Da am Abend dieses Workshoptages das Pessachfest beginnen sollte, bot es sich an, den Anfang der Exodus-Geschichte vom Auszug aus Ägypten zugrundezulegen.

Ich kenne Peter und Susan seit 2003 und bin mit beiden befreundet. Mir war deswegen klar, daß Peter bei der Anfrage aus Hofgeismar nicht im Blick hatte, daß das Seminar genau zu Pessach liegen würde. Der Workshop endete früh genug um in eine nahe gelegene jüdische Gemeinde zu fahren um dort am Seder teilzunehmen. Die Workshop-Gruppe war sehr klein – wahrscheinlich weil der Workshop auf englisch lief. Überraschend schnell – wie ich fand – war eine Offenheit und Vertrautheit in der Gruppe wie ich sie nicht in dieser kurzen Zeit des Kennens erwartet hätte.

Schon am Morgen hatten Peter und Susan gemeint, daß sie sich nicht sicher seien, ob sie am Abend weg wollten aus Hofgeismar. Sollen wir vielleicht versuchen zu Dritt für uns in Hofgeismar einen Seder zu machen? Am Ende des Vormittags stimmten wir uns ab, daß wir den Teilnehmerinnen an der Gruppe (es waren lauter Frauen) anbieten wollten – soweit sie wollten – nach dem Workshop den Seder miteinander vorzubereiten und zu feiern. Die Küche konnte uns vegetarisches Essen zur Verfügung stellen und durch die recht lange Mittagspause konnte ich alles besorgen, was sonst noch benötigt wurde (Mazzen, Zutaten für Charosset …).

Die Teilnehmerinnen wollten alle dabei sein und halfen den Raum vorzubereiten. Wir bekamen die Bibliothek, in der wir schon den ganzen Tag gearbeitet hatten. Susan hatte eine englischsprachige und ich eine deutschsprachige Haggada. Abgesprochen war, daß wir die Erzählung vom Auszug aus Ägypten als Bibliolog gestalten würden. Besser gesagt war ich davon ausgegangen, daß Peter dies tun würde. Von daher war ich völlig perplex als wir am Tisch saßen und Peter ankündige, daß wir beide jetzt zusammen mit der Gruppe einen Bibliolog zum Auszug aus Ägypten machen würden. Wir saßen an dem langen Tisch an den beiden weit voneinander entfernten Enden gegenüber und verständigten uns über Blickkontakt, wer wann eine Frage stellt, erzählt und weitergeben oder übernehmen möchte. Durch die Vergegenwärtigung im Bibliolog kam uns die Geschichte unglaublich nahe. Es war eine sehr intensive Erfahrung mit Bibliolog in dieser Gruppe, die sich nur schwer in Worte fassen läßt. Wie nie zuvor wurde mir deutlich, was es bedeutet, daß wir Pessach nicht nachfeiern, weil unsere Vorfahren aus Agypten ausgezogen sind, sondern daß wir selber aufbrechen, daß es um eine Befreiung aus der Sklaverei geht (welche auch immer – das definiert jede/r für sich) und der Beginn eines Transformationsprozesses ist.

Ich habe nie zuvor und nie danach einen so intensiven Pessach-Seder erlebt. Wahrscheinlich war diese Erfahrung nur möglich, weil alles so spontan lief und wir nicht tage- und wochenlang die einzelnen Details planen und vorbereiten konnten. Der Auszug aus Ägypten war aus der Sicht und dem Erleben der Israeliten ja auch sehr spontan und abrupt, so abrupt, daß sie den Brotteig nicht gehen lassen und backen konnten. Dieser spezielle Geschmack des Seders von Hofgeismar wirkt bei mir in allen Pessach-Erfahrungen danach weiter. Und jedes Jahr, wenn wir uns zu Pessach Feiertagsgrüße schicken, erinnern wir uns an „our very special and meaningful Pessach experience in Hofgeismar“.

Blog Experiment: Bibliolog zu Emmaus

Moderne Darstellung der Emmaus Geschichte vom irischen Sacred Space Weblog.

Road to Emmaus

In den letzten Tagen kommen immer mehr Suchanfragen (im Moment 25 %) zu den Schlagworten Bibliolog – Emmaus – Emmausjünger Emmausgeschichte – „brannte nicht unser Herz“ , vermutlich im Hinblick auf Ostermontag. Ich werde keine Bibliologe einstellen, mache aber ein Angebot, das auch einbezieht, daß ein Weblog kein Einbahnstraßenkanal ist, sondern interaktiv sein kann. Wer mag, kann in den Kommentaren einen Bibliolog-Entwurf zu Emmaus hinterlassen oder diesen an bibliologberlin (ät) googlemail.com schicken. Ich werde den Bibliolog dann – natürlich nicht öffentlich – kommentieren. Für den zeitlichen Aufwand bekomme ich dann von der Einsenderin / dem Einsender eines der Bücher von meiner Wunschzettel-Liste (nach deren / dessen Wahl), die unter dem Headerbild eingestellt ist.

Ich bin gespannt auf den Ausgang dieses Experiments. Allerdings gilt eine Einschränkung: Am Schabbat (Freitagabend bis Samstagabend) werde ich keine Mails beantworten.

Rezension: NGÜ Psalmen als Hörbuch

NGÜ Psalmen Hörbuch

NGÜ Psalmen Hörbuch

Vor einiger Zeit habe ich mich im Posting über „Bibliolog und Bibelübersetzungen“ positiv zur NGÜ (Neue Genfer Übersetzung) vom Neuen Testament und den Psalmen geäußert.

Dies gilt jedoch nicht für das vor kurzem erschienene Hörbuch zu den Psalmen. Weil mich die Treffsicherheit, Klarheit und die sprachliche (Neu-)Gestaltung der Übersetzung der NGÜ sehr angesprochen hat (siehe meine Rezension zur Printausgabe), freute ich mich auf die Psalmen als Hörbuch.

Biblische Texte und Geschichten sind ja erst einmal gesprochene und gehörte Texte bevor sie verschriftet werden. Sie sind auch – aber nicht nur – literarisch gestaltete Texte. Diese Sicht hat sich in den letzten Jahren auch zunehmend in der Psalmenrezeption durchgesetzt. Deshalb ist es sinnvoll, Psalmen als Buch wahrzunehmen und nicht nur als einzelne Gebete. Dazu kann ein Hörbuch hilfreich sein, auch durch die Stimme und den Sprachrhythmus eines anderen Menschen. Man kann Feinheiten wahrnehmen, die einem bei der eigenen Lektüre oder beim eigenen Beten entgehen.

Ich lebe seit langem mit den Psalmen und bin mit den Inhalten deshalb sehr vertraut – wenn auch nicht in der NGÜ-Fassung, aber genau das wollte ich, denn ich erhoffte mir durch das Hören neue Impulse – so wie beim Lesen.

Die Stimme der Sprecherin und die Modulation finde ich angenehm frisch, aber das Lesetempo ist atemberaubend. Es ist mir nicht möglich – trotz Vertrautheit mit den Inhalten – sinnerfassend zuzuhören. Selbst wenn ich in der Buchfassung mitlese – was ja nicht der Sinn eines Hörbuchs ist, bleiben einzelne Wörter und Formulierungen hängen, aber kein Gesamtzusammenhang.

Ich bin irritiert und mache den Test. In bin habe ein schnelles Lesetempo, egal ob laut oder leise. Ich nehme Psalm 19 mit 15 Versen. Doro Wiebe liest den Psalm in 2 Minuten und 2 Sekunden. Ich bin überrascht als ich mit der Schnelllesevariante nach 1 Minute 57 Sekunden fertig bin.

In der zweiten Runde lese ich den Psalm in dem Tempo, in dem ich ihn in einem meiner Bibliolog-Aufbaukurse „Bibliolog mit nicht-narrativen Texten“ lesen würde, bei dem dann die Zuhörenden auf eine Frage reagieren, also den Inhalt auch verstanden haben müssen. Ich komme auf 2 Minuten 47 Sekunden. In der dritten Runde lese ich den Psalm so, wie er in liturgischen Zusammenhängen im christlichen Gottesdienst im Wechsel gesprochen wird und komme auf 3 Minuten 10 Sekunden.

Eine zusätzliche Beeinträchtigung beim Hören ist die blecherne, männliche Stimme, die ansagt, um welchen Psalm es sich handelt.

Einen positiven Effekt gibt es doch: Wenn jemand einen Psalm in der NGÜ-Fassung auswendig lernen will und die CD in den Computer einlegt, ist es möglich diesen über die Wiederholungsfunktion immer wieder zu hören und sich einzuprägen.

Gesamturteil: unerfreulich – eine verpasste Chance

Die Spiel-Schule

Screenshot: Spielschule

Screenshot: Spielschule

Die Zeit vom 17. Januar 2013 berichtet über eine Schule in Dänemark, in der alle Unterrichtsinhalte über Rollenspiele vermittelt werden und fragt, was das über den Unterhaltungswert hinaus noch bringt. Dieses Schulmodell gibt es für 8 – 10.Klässler und 15 % der dänischen Schüler verbringen mindestens ein Jahr an einer solchen Schule. Bei den Abschlußprüfungen schließen die Schüler der Rollenspiel-Schule etwas besser ab als ihre Altersgenossen.