Literaturliste Bibliolog

Ziemlich genau vor fünf Jahren als ich dieses Weblog begann habe ich eine Literaturliste verlinkt. Leider gibt es diese Seite nicht mehr. Deshalb stelle ich die aktuelle Fassung der Literaturliste hier ein. Sie wurde von Uta Pohl-Patalong erstellt. Da sie 8 DIN A 4 – Seiten umfaßt, werde ich die Oberkategorien rot hervorheben und hoffe, daß das Finden dadurch erleichtert wird.

  1. Bücher zum Bibliolog direkt
  2. Bücher, in denen Bibliolog eine wichtige Rolle spielt
  3. Artikel, die Bibliolog allgemein vorstellen
  4. Artikel mit homiletischem Akzent
  5. Artikel mit religionspädagogischem Akzent
  6. Artikel mit biblisch-hermeneutischem Akzent
  7.  Artikel, die einzelne Aspekte des Bibliologs reflektieren
  8. Artikel zu Bibliolog mit bestimmten Zielgruppen
  9. Englischsprachige Artikel
  10. Themenhefte
  11. Presseberichte
  12. Qualifikationsarbeiten

Wegen ihrer Länge habe ich die Liste verschoben. Sie ist in der Rubrik „Texte“ zu finden, also mit dem Mauszeiger unter dem Headerbild auf „Texte“ gehen, dann klappt ein neues Fenster auf und man kann „Literaturliste Bibliolog“ anklicken.

 

Bibliolog, Jazz und Philosophie

Peter Pitzele, der mit seiner Frau Susan den Bibliolog entwickelt hat, bezeichnet ihn gern salopp als „Bible-Jazz“. Heute gab es in der Philosophie-Sendung des Deutschlandradio ein sehr interessantes Interview mit dem Berliner Philosophen und Musiker Daniel Martin Feige. Er widmet sich in seinem neuen Buch der „Philosophie des Jazz“. Deutschlandradio Kultur sprach mit ihm über den performativen Charakter dieser Musik – und die Kunst der Improvisation.

Dabei werden die Parallelen zurm bibliologischen Arbeiten sehr deutlich. Den Beitrag kann man
hier nachhören.

Videoclip Hermeneutik

Hermeneutik ist ein Begriff, der im Zusammenhang mit Bibliolog immer wieder verwendet wird, denn der Bibliolog hat drei Wurzeln: Das Psychodrama, die (jüdische) Hermeneutik und die Literaturwissenschaft. Die Hermeneutik ist die Wissenschaft des Verstehens. Sie erforscht Versehensprozesse: Wie passiert Verstehen?

Ursprung und Geschichte des Begriffs Hermeneutik im christlich geprägten Kulturkreis vom Götterboten Hermes bis zu Hans Georg Gadamer (1900 – 2002) in knapp drei Minuten zeigt ein Video bei you.tube und zwar hier.

Aschura: das Festmahl von Noach

Asure

Asure

Gestern haben Muslime das Aschura-Fest gefeiert. Aus diesem Anlaß haben wir uns bei der interreligiösen Bibliolog-Werkstatt mit Noach (im Islam: Nuh) beschäftigt.

Aschura kommt vom Wort „zehn“, bezieht sich auf den 10. Tag des Monats Muharrem, an dem Allah zehn Propheten seine Gnade erwiesen hat. Noach (islam. Nuh) landete an diesem Tag mit der Arche auf dem Berg Ararat. Aus den Resten an Körnern und Trockenfrüchten, die sich in der Arche befanden, wurde ein Festmahl bereitet und unter den Bewohnern der Arche geteilt. Diese Speise – Asure genannt (Foto links) – hat sich auf wundersame Weise vermehrt. Sie wird von Muslimen am Aschura-Tag zubereitet. Auch am Ende unseres Bibliologs zur Noach-Geschichte gab es eine Kostprobe davon. Übrigens kennen auch armenische Christen dieses Gericht, bringen es aber nicht mit Noah in Verbindung. Bei ihnen gibt es diese Süßspeise aus Weizen, weißen Bohnen, Kichererbsen, Reis, Zucker, Orangenschale, Milch und verschiedenen Trockenfrüchten und Nußsorten an Neujahr bzw. zum armenischen Weihnachtsfest am 6. Januar.

Die Geschichte von Noah ist sehr bekannt und so prägen ganz unterschiedliche Bilder unsere Wahrnehmung. Bibliolog bietet die Chance, genau zu schauen, was im Text steht und welche Vorstellungen wir in den Text eintragen bzw. wie unterschiedlich die Sichtweisen in den verschiedenen religiösen Traditionen sind. Der Imam, der sein Interesse bekundet hatte, kam leider nicht. So haben wir mit der Textvorlage gearbeitet, wie sie sich im ersten Buch Mose (Bereschit) findet und einige Elemente aus den Midraschim rund um die Noach-Geschichte herangezogen.

So legt jüdische Schriftauslegung einen Schwerpunkt darauf, daß Noach – im Gegensatz zu Abraham – nicht mit Gott verhandelt hat sondern geschwiegen hat. Es war ein langes Schweigen, denn der Bau der Arche dauerte 120 Jahre, wobei diese Zeitdauer auch als Chance für die Bewohner der Erde gesehen wird, von ihrem schlechten Lebenswandel abzulassen. Wir sind diesem Schweigen des Noach nachgegangen und wollten wissen, was es zu sagen hat. Die Anweisung an Noah „fruchtbar zu sein“ und sich „zu mehren“ (Kap. 8,16) hat eine Parallele zu den Worten am Garten Eden „fruchtet und mehret euch“ – übrigens das erste Gebot in der Torah. Was bedeutet es für Noach, dass Gott mit diesen Worten zu ihm spricht?

Interessant war für mich die Reaktion einer säkularen Teilnehmerin, die meinte: „Damit dieser Neuanfang gelingen kann und es nicht wieder schief geht, wäre es gut, wenn wir einige Gebote hätten.“ Mit diesem Gedanken lag sie ganz auf der Linie der traditionellen rabbinischen Auslegung, die in den sieben noachidischen (Geboten Verbot von Mord, Verbot von Diebstahl, Verbot von Götzenanbetung, Verbot von Unzucht, Verbot von Grausamkeit gegen Tiere, Verbot von Gotteslästerung, Gebot der Einführung von Gerichten als Ausdruck der Wahrung des Rechtsprinzips) eine Grundlage sieht. Jeder Nichtjude, der diese sieben Gebote einhält, wird – aus jüdischer Sicht – Anteil an der kommenden Welt haben.

Der Koran hingegen geht davon aus, daß Noah sehr viel unternommen hat, um seine Mitmenschen zur Änderung ihres ungerechten Lebenswandels zu bewegen. Sieht das Christentum Noah als Schweigenden oder als Sprechenden?

Das nächste Treffen der interreligiösen Bibliolog-Werkstatt findet am Mittwoch den 4. Dezember um 19.30 h zu Chanukka statt.

Literaturhinweis: Lolita lesen in Teheran

oder: Was ist Rezeptionsästhetik?

Cover

Ist es ein Sachbuch oder ist es ein Roman? „Lolita lesen in Teheran“ von Azar Nafisi schaffte es beim Erscheinen in die Bestsellerlisten beider Kategorien. Es ist ein Buch über das Lesen, Verstehens- und Verständigungsprozesse in einem totalitäten Regime. Es ist moderne Literaturtheorie und zeigt auf höchst spannende und eindrückliche Weise, was „Rezeptionsästhetik“ ist. Und das ist die Verbindung, warum ich dieses Buch auf dem Bibliolog-Weblog empfehle.

Dieser aus der Literaturwissenschaft stammende Ansatz hat in den letzten Jahren Eingang in die Theologie gefunden – besonders im Hinblick auf die Predigt (Homiletik) und hilft zur theoretischen Fundierung dessen, was im Bibliolog geschieht. Die zentrale Frage der Rezeptionsästhetik ist: Was passiert zwischen dem Text und den Lesenden? Wie verläuft der Prozeß des Verstehens und Aneignens? Die Rezeptionsästhetik verabschiedet die Vorstellung, daß es einen (Kommunikations-)Inhalt gibt, der vom Sender zum Empfänger vermittelt wird und diese Botschaft wird von allen in gleicher Weise verstanden – außer wenn es Kommunikationsstörungen gibt.

Die Rezeptionsästhetik geht davon aus, daß die Bedeutung des Textes nicht festgelegt ist, sondern im Rezeptionsprozeß angeeignet wird, und zwar bei unterschiedlichen Menschen unterschiedlich. Der Text läßt Leerstellen und Zwischenräume. Und diese ermöglichen es, sich in schöpferischer Weise mit eigenen Erfahrungen auf den Text zu beziehen, quasi die eigenen Erfahrungen einzutragen. Dies ist ein kreativer Prozeß, in dem sich der Empfänger der Botschaft sein Textverständnis erschafft. Es passiert also eine kreative Produktion des Textes. Dabei ist das, was bei unterschiedlichen Lesern zustande kommt, unterschiedlich aber nicht beliebig. Der Text hat Grenzen – eine Art Textfeld. Und im zunehmenden Verlauf des Erzählgeschehens werden bestimmte Möglichkeiten ausgeschlossen oder auch neue eröffnet..

Wenn ich eine Gruppe bitte, mir biblische Geschichten zu nennen, in denen Wasser vorkommt, könnte die Sammlung folgendermaßen aussehen: Jona, Noah und die Arche, Schöpfungsgeschichte, die Hochzeit von Kana, Taufe Jesu im Jordan, die Teilung des Schilfmeers, Moses schlägt Wasser aus dem Felsen, der wunderbare Fischfang, Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße, der Schiffbruch des Paulus, Jakobs Kampf am Jabok, die Heilung des Naaman, die Taufe des Kämmerers, der Engel findet Hagar an einer Wasserquelle, Petrus geht auf dem Wasser, der Durchzug der Israeliten durch das Meer, Jona …

Wenn ich dann nach biblischen Geschichten frage, in denen Wasser und ein Schiff oder etwas bootähnliches vorkommt, dann grenzt das die Zahl der möglichen Geschichten ein: Arche Noah, wunderbarer Fischfang, Jesus beruft Fischer, Schiffbruch des Paulus, Jona. Wenn ich nun zum Wasser und dem Schiff noch den Regenbogen dazunehme, so grenze ich die möglichen Texte noch weiter ein.

Nun zum Buch von Azar Nafisi: die Autorin ist im Iran geboren, verbringt ihre Schul- und Studienzeit im Ausland und kehrt 1979 nach Teheran zurück um an der Universität Literatur zu lehren. In den 1990iger Jahren muß sie die Universität verlassen, weil sie sich weigert, den Tschador zu tragen. Mit einigen Studentinnen trifft sie sich regelmäßig, um Klassiker westlicher Literatur zu lesen: „Lolita“ von Nabokov, Der große Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald, „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen usw. Diese Bücher, in denen Eheleute einander betrügen, in denen ein Mann eine Minderjährige verführt, in denen selbständige eigenwillige Frauen ihr Leben in die Hand nehmen, eine solche Literatur widerspricht islamischen Moralvorstellungen und kann, als Ausgeburt des dekadenten Westens, in der islamischen Republik Iran nicht geduldet werden. Es könnte ja sein, dass muslimische Studierende in diesen dekadenten und unmoralischen Figuren Vorbilder sehen. Azar Nafisi erzählt die Lebensgeschichten ihrer Studentinnen, wie diese die Lektüre aufnehmen, welche Fragen sich daraus für sie stellen und was das für ihr Leben unter den totalitären Bedingungen des Iran bedeutet. Sie öffnen sich in der Diskussion über die literarischen Werke und beginnen die eigene Realität, der gegenüber sie sich lange sprachlos und ohnmächtig fühlten, zu hinterfragen und zu verändern. Immer wieder fügt die Autorin Rückblenden ein, wie unterschiedliche Studenten reagierten als sie noch an der Universität lehren konnte.

Zu den besten 20 Seiten gehört „der Prozess der Islamischen Republik Iran gegen den großen Gatsby“ im Rahmen einer Lehrveranstaltung der Autorin. Ein Student hatte behauptet, „der große Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald sei ein unsittliches, Ehebruch und Geldgier propagierendes Buch, das verboten gehöre. Azar Nafisi schlug ihm daraufhin ein Seminar in der Form einer Gerichtsverhandlung vor, bei der der Angeklagte nicht der Autor, sondern das Buch selbst sein sollte. In diesem Prozeß wird deutlich, welche Rolle Literatur im besten Fall spielen kann. Dies ist direkt übertragbar auf den Prozeß bibliologischen Arbeitens.

Abgesehen davon erfährt man viel über die Lebensbedingungen – insbesondere von Frauen unter der iranischen Revolution und zu Zeiten des Iran-Irak-Krieges. 1997 hat Azar Nafisi den Iran verlassen und lebt heute in den USA.

Nafisi, Azar: Lolita lesen in Teheran, Goldmann-Verlag, München 2008, 9,95 421 Seiten

Ergänzung::
Falls Sie über eine Suchmaschine auf diesem Blogeintrag gelandet sind, weil Sie einen Bibliolog-Entwurf suchen zu einem der genannten biblischen Texte, in denen „Wasser“ vorkommt, lesen Sie bitte hier weiter.

Frage 7: Schwarzes Feuer – weißes Feuer (black fire – white fire) im Bibliolog …

… gehört zu den bliebtesten Suchbegriffen auf der Liste dieses Weblogs.

Die jüdische Tradition geht davon aus, daß die Torah vor der Schöpfung der Welt geschaffen wurde, dass sie der Bauplan – die Vorlage für die Schöpfung ist. Jochanan ben Bag Bag sagt über die Torah:

„Wende sie und wende sie, denn alles ist in ihr (enthalten), und durch sie wirst du sehen. Werde alt und grau in ihr und von ihr weiche nicht, denn es gibt für dich nichts besseres als sie“. (Pirke Awot 5:26)

In der Synagoge wird an jedem Schabbat ein Abschnitt aus der Torah gelesen. Innerhalb eines Jahreszyklus wird so die ganze Torah gelesen.

Torahlesung

Torahlesung sephardische Synagoge Tiferet Israel Berlin Foto: Hans Geldmacher

Der letzte Wochenabschnitt der Torah (Wesot Habracha) beinhaltet eine der geheimnisvollsten Formulierungen in Dewarim 33,2 (Deut 33,2): “Esch da’at” – „das feurige Gesetz“. Der Midrasch stellt dazu fest, dass dies eine Beschreibung der Torah ist: „esch schachor al gabei esch lawan“. „Die Torah ist geschrieben mit schwarzem Feuer auf weißem Feuer“ (Midrasch Tanhuma zu Genesis 1).

Esch daat

Dewarim 33:2

Die Abbildung zeigt den Vers 5. Mose 33,2 wie er in der Torahrolle steht (die beiden letzten Wörter gehören schon zu Vers 3). Die Buchstaben repräsentieren Konsonanten. Wer die Torah vorliest (genau genommen wird sie im G-ttesdienst gesungen; „geleint“ ist der Fachbegriff dafür) muß wissen, welche Konsonanten an welche Stelle gehören. Schon hier sind unterschiedliche Lesarten möglich, jedoch wurde eine Lesart verbindlich festgelegt. Wenn man bei dieser Seite auf den roten Lautsprecher vor 33:2 klickt, kann man hören, wie der Vers bei der Torahlesung klingt.

Beispiel: Bei der deutschen Konsonantenfolge l-b-n müßte je nach Zusammenhang „leben“, „laben“, „lieben“ oder „loben“ gelesen werden.

Das „schwarze Feuer“ sind die Buchstaben der Torah. Das „weiße Feuer“ sind die weißen Zwischenräume zwischen den Buchstaben und um die Buchstaben herum. Nur beides zusammen ist die GANZE Torah. Dabei kann man die Begriffe „schwarzes Feuer“ und „weißes Feuer“ auf unterschiedenen Ebenen verstehen und interpretieren.

Das „schwarze Feuer“ ist dir wörtliche Bedeutung des Textes (Peschat), das weiße Feuer steht für die Ideen, Auslegungen, Andeutungen hinter dem Text – die Botschaften „zwischen den Zeilen“, die zum Leben kommen, wenn wir mit dem Text in Beziehung treten.

Die schwarzen Buchstaben begrenzen. Zugleich sind sie begrenzt und festgelegt. Die weißen Räume dazwischen verweisen uns auf den Bereich jenseits des Intellekts – des Grenzenlosen, des sich immer Verändernden und Verwandelnden. Sie stehen auch für das Schweigen, für das noch nicht Sagbare, das Unsagbare.

Die weißen Räume zwischen und um die schwarzen Buchstaben herum nehmen zweimal so viel Raum ein wie die schwarzen Buchstaben. Das weiße Feuer bildet die Grundlage für das schwarze Feuer.

Über die Torah heißt es in Sprüche 8,22 ff:

Der Ewige schuf mich als den Anfang seines Wegs / als erstes seiner Werke von jeher / von uran bin ich eingesetzt / vom Anbeginn, der Erde Urzeit; / noch eh die Fluten, wurde ich geboren / noch eh die Quellen, Wassers schwer; / bevor die Berge wurden eingesenkt / noch vor den Höhen wurde ich geboren / noch eh ER Land und Fluren wirkte / das Erste von des Festlands Staub. / Als ER den Himmel festigte, war ich dabei / als ER den Wall zog um des Meeres Fläche / als ER die Wolken droben festigte / fest wurden da die Quellen aus der Flut.(Übersetzung von Naftali Herz Tur-Sinai)

Es gibt keine endgültige Lesart oder Auslegung der Torah, sondern immer nur die nächste.

Übrigens zeigt das Header-Bild dieses Weblogs den Ausschnitt einer künstlerischen Gestaltung, in der alle 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets miteinander verbunden sind. In der jüdischen Mystik repräsentieren sie die gesamte Schöpfung. Jeder dieser Buchstaben ist Träger einer bestimmten Energie und trägt einen Aspekt der Schöpfung in sich – sowohl in seiner Form, seinem Klang und seinem Zahlenwert.

blühende buchstaben (A. Krasnitski)

Das Bild „blühende Buchstaben“ zeigt eindrucksvoll, wie schwarzes und weißes Feuer aufeinander bezogen sind, ja sich gegenseitig bedingen. Das Eine geht nicht ohne das Andere. Sie brauchen sich gegenseitig und entfachen sich gegenseitig und bringen so immer neue Bedeutungen hervor. Analog ist auch das schwarze Feuer und das weiße Feuer beim Arbeiten mit dem Bibliolog zu verstehen.

Manchmal ist in Texten über das bibliologische Arbeiten auch von Rollen aus dem weißen Feuer die Rede. Damit sind Rollen gemeint, die nicht ausdrücklich im Bibeltext genannt sind, aber naheliegend aus dem Textzusammenhang oder dem Wissen um sozialgeschichtliche Zusammenhänge. Wenn man die Mutter von Ruth oder eine Dienerin im Haus von Simon dem Aussätzigen nach der Salbung von Bethanien befragen würde, dann wären das Rollen aus dem weißen Feuer. Sie sind dann sinnvoll, wenn sie zusätzliche Aspekte der Geschichte erschließen helfen, die über Rollen aus dem schwarzen Feuer (Personen oder Objekte, die im Text vorkommen) nicht zur Sprache kommen würden. Rollen aus dem weißen Feuer müssen bei der Rollenzuweisung an die Teilnehmenden als solche deutlich gemacht werden.

Zum Weiterlesen:
In seinem Blog Reb Jeff erzählt ein Gemeinderabbiner aus Florida über eine ganz besondere Torah-Rolle seiner Gemeinde und zeigt, was für eine große Bedeutung die Torah-Rolle im jüdischen Leben hat: Rededication of our Czech Scroll. Es geht dabei um eine Torah-Rolle, die vor der Schoah einer Gemeinde im heutigen Tschechien gehörte und die in einer besonderen mystischen Tradition geschrieben ist.